Traust du Dir? Die Macht des eigenen Zutrauens

Warum wir manchmal wissen, was zu tun wäre, und es trotzdem nicht tun

„Ich kann das nicht“ – „Das schaffe ich nie.“ – „Sowas ist einfach nicht mein Ding.“ Solche Sätze höre ich in meinen Trainings des Öfteren. Sie widerspiegeln eine sogenannte Selbstwirksamkeitserwartung, das heisst den Glauben daran, bestimmte Handlungen erfolgreich ausführen zu können. Menschen lieben ihre Gewohnheiten, doch persönliches Wachstum entsteht nur, wenn man die eigene Komfortzone verlässt und Neues ausprobiert. Dabei können Zweifel aufkommen, die uns blockieren. Der Glaube an die eigene Handlungsfähigkeit ist deshalb eine der wichtigsten Voraussetzungen für Wachstum und Lernen. Denn wer würde sich schon mit etwas abmühen, von dem er überzeugt ist, dass er es eh nicht schaffen kann?

Woher wissen wir denn, was machbar ist und was nicht?

Albert Bandura, der den Begriff der Selbstwirksamkeitserwartung in den 1970er Jahren eingeführt hat, konnte in seinen Studien zeigen, dass wir Selbstwirksamkeitserwartungen aufgrund von Informationen aus vier verschiedenen Quellen bilden: eigene Erfahrungen, stellvertretende Erfahrungen, verbale Überzeugung und physiologische Zustände.

Eigene Erfahrungen
Sie haben den stärksten Einfluss auf unsere Überzeugungen. Wenn wir etwas gemeistert haben, trauen wir uns meist zu, das Gleiche in Zukunft nochmals zu schaffen.

Stellvertretende Erfahrungen
Wenn wir andere beobachten, wie sie erfolgreich sind, kann diese stellvertretende Erfahrung unsere Überzeugung ebenfalls beeinflussen, insbesondere, wenn uns die beobachteten Personen ähnlich sind.

Verbale Überzeugung
Andere Personen können uns durch gutes Zureden verbal von unseren Fähigkeiten überzeugen. Die daraus entstehenden Erwartungen sind eher fragil und müssen durch eigene Erfahrungen bestätigt werden.

Physiologische Zustände
Auch körperliche Zustände haben einen Einfluss darauf, ob wir glauben, etwas schaffen zu können. An Tagen, an denen wir uns gut fühlen, trauen wir uns automatisch mehr zu als an jenen, an denen wir uns schlecht fühlen.

Die vielen Vorteile der Zuversichtlichen

Da Selbstwirksamkeitserwartungen zentral für die Motivation sind, beeinflussen sie uns in praktisch allen Lebensbereichen. Personen mit tiefen Selbstwirksamkeitserwartungen bezüglich einer Veränderung sind besorgt und leisten Widerstand. Personen mit hohen Selbstwirksamkeitserwartungen sind unternehmerisch und lassen sich von vorübergehenden Rückschlägen nicht entmutigen. Sie sehen für ihre eigene Karriere ein breites Spektrum an Optionen, pflegen weitreichende Interessen und können karrierebezogene Herausforderungen besser meistern als Personen mit tiefen Selbstwirksamkeitserwartungen. Innovationen werden sogar meist von Personen getrieben, die ihre Selbstwirksamkeit leicht überschätzen, denn nur so überwinden sie all die Hindernisse auf dem Weg zu etwas komplett Neuem.

Drei Tipps zu einer höheren Selbstwirksamkeitserwartung

Um innere Überzeugungen bezüglich der eigenen Fähigkeiten für verschiedene Handlungen zu verändern, muss man sich derer erst einmal bewusst werden. Dies kann man beispielsweise tun, indem man negative Glaubenssätze (wie z. B. „Ich schaffe das nie“) identifiziert. Als Zweites sollte man den Fokus auf Erfolge statt auf Misserfolge richten. Dadurch nutzt man als Informationsquelle zur Bildung der Überzeugungen Situationen, in denen einem selbst oder anderen etwas gelungen ist. Der dritte Tipp stammt vom Psychologen Albert Bandura selbst: Kleine Erfolge stärken die Zuversicht, deshalb sollte man sich in kleinen Schritten an etwas herantasten und neue Verhaltensweisen in harmlosen Situationen üben.

Autorin: Katrin Hasler