Impulse setzen für Psychologische Sicherheit: interaktive Keynotes

Keynotes oder Impulsvorträge sind die Antwort auf die Frage, wie wir eine Organisation für ein aktuelles Thema sensibilisieren können, z.B. für Psychologische Sicherheit. Allzu oft bleibt jedoch nach einem Vortrag wenig im organisationalen Gedächtnis haften.

Interessanterweise passiert dies auch bei interessanten, energetisierenden, witzigen und wirklich inspirierenden Vorträgen. Das Publikum verlässt den Saal nach einem solchen Vortrag und ist begeistert. Die Personen unterhalten sich anschliessend über den Beitrag und sind überzeugt, dass sich nun Dinge wirklich verändern werden. Zwei Wochen später ist die positive Grundstimmung immer noch vorhanden, nur hat sich wenig in der Organisation und bei den einzelnen Menschen getan.

Dieses Phänomen kennen viele Profis in der Organisationsentwicklung und sprechen davon, dass Information (also Kommunikation, die nur in eine Richtung erfolgt), eben nur ein Anfangspunkt darstellen kann. Es geht vielmehr darum, in die Interaktion zu kommen – also Austausch zu ermöglichen und damit echte Kommunikation zu fördern.

Genau dies habe ich im letzten Jahr in meinen Vorträgen zu Psychologischer Sicherheit verwirklichen können. Hier mein kleines Methoden-Lexikon für alle, die solche Vorträge halten wollen (oder auch müssen):

  • Meinungsabfragen via technische Hilfsmittel (z. B. mentimeter oder slido).
    So konnte ich mir einen Überblick verschaffen, wo die jeweilige Organisation steht. Auch alle Teilnehmenden innerhalb der Organisation erhalten ein Bild davon, wie sie die Sachlage im Vergleich zu ihren Kolleg*innen sehen. Meine liebste Frage in Bezug auf Psychologische Sicherheit war: wie gross der Teamanteil in der eigenen Arbeitswelt ist und wie viel individuelle Arbeit dazu geleistet wird. Damit wird von Anfang an für alle deutlich, welcher Bedarf für Psychologische Sicherheit in der eigenen Organisation besteht.
  • Fragen aus dem Publikum anhören und direkt beantworten.
    Auf diese Weise kommt es zu einer Konkretisierung der Inhalte für die Einzelnen. Kleine Wissenslücken können geschlossen werden und konkrete, den individuellen Bedürfnissen angepasste Lösungen für die eigene Arbeitswelt werden vermittelt.
  • Reflexionsfragen direkt in den Vortrag einbauen.
    Mittels dieser Fragen entsteht ein konkreter Mehrwert, da es bereits hier schon zu einem Praxistransfer kommen kann. Zumeist habe ich zwei Teilnehmende für 3 bis 5 Minuten zu einem konkreten Aspekt diskutieren lassen (z. B. was bedeutet diese Aussage für uns als Führungskraft?). Je konkreter die Fragen gestellt werden, desto eher können die Zuhörenden sich fokussieren und wirkliche Inhalte besprechen und etwas nachhaltig mitnehmen.
  • Umsetzungstipps vorstellen und anschliessend diskutieren lassen.
    So entsteht, ähnlich wie bei den Reflexionsfragen, ein konkreter Praxisbezug, der in den Arbeitsalltag mitgenommen werden kann.

All dies funktioniert und ich empfehle es, diese 5 Minuten Informations- und Wissensvermittlung in Interaktion zu investieren, um Verankerung und Praxistransfer zu ermöglichen.

Besonders interessant waren für mich die Rückmeldungen zu einem weiteren Element, welches ich eingebaut habe: kurze Übungen (Dauer max. 15 Minuten), die eine direkte Erfahrung der Psychologischen Sicherheit ermöglichen. Zusätzlich zur möglichen Reflexion der Anwendung im eigenen Arbeitsalltag war das direkte Erleben und die damit verbundenen Emotionen die entscheidende Komponente für ein dauerhaftes Erinnern und teilweise auch ein direktes Ausprobieren mit dem eigenen Team.

Was als Verdeutlichung eines Forschungsprojektes begann, (wer mehr zu Mikrointerventionen für Psychologische Sicherheit wissen will, kann mich gerne kontaktieren und/oder auf folgender Webseite stöbern: www.psych-safety.org) hat für mich zur Erkenntnis geführt, dass hier Nike mit ihrem Werbespruch «just do it!» Recht hat. Wenn es uns gelingt, Erlebnisse zu schaffen, geht die nachfolgende Umsetzung um vieles leichter.

In diesem Sinne heisst es für mich: interaktive Keynotes können Veränderungen anstossen.

Autorin: Ina Goller

Fotograf: Johannes Berger

Event: Kongress des Bundesverbands Mediation