Zwei Buchempfehlungen

„Es gibt so viele gute Bücher, dass es keinen Sinn hat, welche zu lesen, die einen langweilen.“ Gabriel Garcia Marquez

Liest man die Klappentexte von Büchern in Buchläden (online oder vor Ort), dann erscheint jedes Buch interessant und würdig Zeit darin zu investieren. Gerade bei Fachbüchern passiert es mir jedoch häufig, dass mit gelesenen Buchseiten die Enttäuschung steigt und ich spätestens in der Hälfte aufhöre. Aufgewärmte Neuigkeiten, schlecht zu verstehende Sprache und aufgeplusterte Inhalte; manchmal war der Klappentext das Spannendste am ganzen Buch. Ab und an werde ich jedoch mehr als positiv überrascht und ein Buch sichert sich eine Top Platzierung auf meiner persönlichen Bestenliste. Zum Zeitpunkt des Jahresanfangs, wo Zeit noch reichlich scheint, möchte ich zwei Empfehlungen aussprechen, die sich lohnen zu lesen.

Auf dem Weg zum Klassiker

Daniel Coyle, The culture code

Dieses Buch sollte meiner Meinung nach zu den Klassikern der Managementliteratur zählen. Leider ist es bisher noch nicht auf deutsch erschienen und ich denke, dass es deshalb von vielen von uns noch nicht wahrgenommen wurde. 2018 hat der Journalist Daniel Coyle nach intensiver Recherche «die Geheimnisse erfolgreicher Teams» zusammengestellt.

Coyle identifiziert drei Teile, welche für wirksame Teamarbeit essenziell sind. Im ersten Teil des Buches zeigt er, anhand aufgearbeiteter Beispiele aus Organisationen auf, wie Psychologische Sicherheit im Team aufgebaut wird und welche Wichtigkeit sie hat. Zum einen nährt sie eines unserer grossen Bedürfnisse: den Wunsch nach Zugehörigkeit. Zum anderen verdeutlicht dieser Teil, was Amy Edmondson unter dem Satz «Psychological safety is the soil and not the seed» versteht, nämlich, dass es bei Psychologischer Sicherheit nicht um Psychologische Sicherheit per se geht, sondern, dass sie die Ermöglicherin ist, für die Ziele, die wir in Teams verfolgen. Im zweiten Teil geht es um Verletzlichkeit und Verwundbarkeit innerhalb eines Teams. Coyle vertritt die These, dass Teams (und vor allem Führungskräfte) sich zuerst verletzlich zeigen müssen, um miteinander in Kontakt treten zu können («first we leap, than comes trust.“). Erst dann können sie gemeinsam aus Fehlern lernen. Im letzten Teil geht er auf den Sinn und Zweck eines Teams ein. Coyle zeigt auf, wie Geschichten und soziale Hinweise uns bei der Navigation vom «Jetzt» zum «zukünftigen Ideal», welches wir als Team erreichen wollen, unterstützen. Lassen Sie uns 2023 mit dieser Unterstützung zum Jahr des Teams machen.

Neu auf Deutsch

Oliver Burkeman, 4000 Wochen

Oliver Burkeman wählt für sein neues «Zeitmanagementbuch» im englischen den Untertitel Time management for mortals und hat damit sofort mein Herz gewonnen. Ein unterhaltsames Buch rund um das Thema eigene Produktivität und Zeitmanagement, dass für einmal eine etwas andere Perspektive einnimmt. Der selbstbekennende Zeitmanagement-Aficionado stellt das Primat des Mottos «wenn man nur gut plant, passt alles in den Tag» in Frage. Einige werden nun weise nicken und aus eigener Erfahrung diesem Satz recht geben.

Der bekannteste Guru des Zeitmanagements, David Allen, empfiehlt dazu in «getting things done» einen Zielsetzungsprozess. Geht es nach Allen, soll man danach alle Aufgaben aufschreiben und sortieren. Sein Credo ist dann, nur im Zielbereich alles abzuarbeiten. Er proklamiert, dass über eine extrem konkrete Aufgabenbschreibung (er nutzt die Frage «was ist genau der nächste (physische) Schritt?») mehr an einem Tag zu erledigen ist und Procrastination verhindert werden kann.

In diesem Buch wird sehr kenntnisreich und lesbar (zumindest in der englischen Ausgabe) der Grundsatz «es ist nicht alles möglich, entscheide dich» dem Leser und der Leserin plastisch nahegebracht. Die erste Handlung, zu der wir LeserInnen aufgefordert werden, ist zu berechnen wieviel Wochen Lebenszeit uns noch verbleibt (4171 Wochen hat ein Mensch, der 80 Jahre alt wird). Was wollen wir also noch erleben?

Viel Freude beim Lesen