Change beherrschen lohnt sich

Nach unserer Trainingsreihe mit 14 Teilnehmenden aus 4 Unternehmen ziehen wir eine positive Bilanz. Von Trainingstag zu Trainingstag wuchs die Gruppe zusammen und erlebte, welche positive Kraft Veränderung erzeugt. Noch fehlen die Zertifikate, die nach dem letzten gegenseitigen Austausch im September verteilt werden.

Alle Teilnehmenden konnten sich davon überzeugen, wie allgegenwärtig Veränderung in den jeweiligen Organisationen ist. Leider bedeutet es keineswegs, dass der Umgang damit ebenso professionell gestaltet wird, wie erhofft. Das Gegenteil ist häufig der Fall. Es zeigt, wie notwendig die innere Stimme ist, mit der sich Change Agents bemerkbar machen.

Oft sind Intentionen von Geschäftsleitungen zu Beginn eines Changes überaus ehrenwert. Dass Change Agents im Unternehmen gesucht werden und ihnen eine Ausbildung ermöglicht wird, spricht für Weitsicht. Allerdings benötigen Veränderungsthemen viel mehr Zeit als es anfangs vermutet wird. Die ersten Schritte sind zumeist einfach gemacht. Hat man erst ein gewisses Momentum erzeugt, scheint der Rest wie ein Kinderspiel. Ein gravierender Fehlschluss, wie sich häufig zeigt.

Veränderung ist ein Langstreckenlauf und die Zielgerade oft genug wieder der Start für die nächste Etappe. Wie Brad Stulberg in einem aktuellen Artikel der New York Times schreibt, kehrt man selten in ein altes Gleichgewicht zurück. Die neue Stabilität wird durch permanente Veränderung definiert. In der Wissenschaft nennt man dies Allostase. Gemeint ist damit eine Anpassung, die laufend fortschreitet. Unternehmen, in denen Veränderung als neuer Dauerzustand akzeptiert wird, erarbeiten sich damit einen echten Wettbewerbsvorteil. Im Idealfall werden fast alle Mitarbeitenden auf Dauer zu Change Agents, abhängig vom jeweiligen Thema.

Ein weiteres Modell aus der Forschung kommt uns hier zur Hilfe. Lernen vom Modell, nannte es der bekannte Psychologe Albert Bandura. Diese Lernmethode praktizieren wir von Kindesbeinen an. Selbst Erwachsene imitieren das Verhalten von Vorbildern – oft ohne es zu merken. Hier wirken ausgebildete Change Agents auf subtile Weise. Sie machen vor, dass es andere Wege gibt, wie man mit Veränderung umgehen kann. Ihr eigener Lernprozess entfaltet eine unsichtbare und nicht zu unterschätzende Aussenwirkung.

Man darf sie jedoch nicht allein lassen. Findet sich im Unternehmen niemand als Ansprechperson, die Impulse setzt, Feedback gibt und Einbindung ermöglicht, verpufft schnell die Wirkung von Change Agents. Der Langstreckenlauf ist nicht für sie nur Thema. Es ist zuerst eine zentrale Aufgabe aller Führungskräfte und danach tatsächlich sogar eine Anforderung an alle. Das Grossartige: es bleibt nicht dabei, die Organisation anpassungsfähig zu halten. Wer sich die Haltung aneignen kann, dass Leben Alostase bedeutet, tut vor allem auch etwas für sich selbst.

Stulberg, B (2023): Stop resisting change. New York Times. New York. Ausgabe 31.08.2023